06.06.2017 – Tag 8, Und es hat BUMM gemacht

Was für eine Nacht – nicht wirklich ruhig und erholsam.

Die ungewohnten Geräusche, die recht warme Luft in der Kabine, all das führte dazu, dass wir eher ruhten als schliefen. So war ich dann auch recht früh munter und als ich die Dusche verließ traf das Gleiche auf Niels zu.

Die Abfahrt der Fähre war für 6.30 Uhr vorgesehen und wir waren bereits wenige Minuten vorher schon auf dem Außendeck. Die frische Luft tat gut, wenngleich das Wetter uns sehr untypisch empfing. Tiefhängende Wolken und leichter Niesel, dazu ein recht frischer Wind. Es war ganz augenscheinlich mal wieder ein Reisetag.

Recht pünktlich ging es los und bei ruhiger See glitten wir in Richtung Scrabster zurück. Als wir den Old Man of Hoy passierten wünschte ich mir wieder einmal, doch eine größere Kamera mit einem guten Tele zu besitzen. Aber ich machte das Beste aus dem vorhandenen Equipment.

Mein Mitfahrer fand mittlerweile heraus, dass sich blindes Anlehnen auch manchmal rächt. Es zischte kurz, dann plätscherte es etwas. Aber erst nach meinem Hinweis, dass es an seinem Rücken tropft merkte er es wirklich. Hatte er doch versehentlich den Absperrhahn eines Schlauchanschlusses geöffnet. Nur gut, dass er die Regenjacke an hatte 😀

Die gute Stunde Fahrt verlief insgesamt unspektakulär und ruhig – sogar noch ruhiger als die Hinfahrt, was ich kaum für möglich gehalten hatte. Gab uns die Gelegenheit in Ruhe die Frühstücksgutscheine einzulösen und noch kräftig frische Luft zu tanken. Immerhin standen heute rund 250 Meilen auf dem Programm. Da würden wir unterwegs nicht übermäßig viele Pausen machen.

Gegen 8.15 Uhr rollten wir dann von der Fähre und machten uns auf den Weg in Richtung Süden. Bei weiterhin durchwachsenem Wetter mit einer Menge Regen ging es mal zügig und dann wieder sehr zäh vorwärts. Diverse Radfahrer wollten sicher überholt werden und das war auf vielen Straßen gar nicht so einfach. Aber es gelang alles schadfrei und auch der ein oder andere freundliche Verkehrsteilnehmer, der alles um sich herum vergessen zu haben schien, konnte uns nicht wirklich aufhalten.

Gegen 13 Uhr dann Ankunft in Fort William und erst einmal Mittagspause. Bis hierher waren wir alles in allem sehr gut vorangekommen und ich brauchte dringend eine Pause vom Fahren. Aus 2015 kannten wir die Örtlichkeiten noch und so waren Parkplatz und Restaurant schnell gefunden. Anschließend noch etwas die Beine vertreten und Wasservorräte auffüllen. Dann hieß es: Endspurt!

Durch Oban hindurch bei etwas zähem Verkehr immer weiter Richtung Süden. Die Restdistanz des Navis schrumpfte erfreulich schnell. Und das Wetter passte perfekt zu den Örtlichkeiten; tiefhängende Wolken, Dämmerlicht, Regen – das in Kombination mit den zum Teil recht hohen und steilen Bergen links und rechts. Da wird man demütig.

Doch wirklich genießen konnte ich das Leider nicht. Immer wieder musste ich dem Gegenverkehr ausweichen, der meine Spur in den Kurven mitnutzte. Speziell größere Busse und vor allem immer wieder schwer beladene Holztransporter fuhren mit sehr breiten Ellenbogen. Und da fährt man dann doch freiwillig etwas weiter links.

Doch als das Navi noch gut eine Meile zeigte passierte es dann. In einer Rechtskurve kam mir erneut ein Transporter sehr weit auf meine Spur entgegen. Ich konnte gerade noch nach Links ziehen und schon tat es einen heftigen Schlag, gefolgt von einem weiteren, etwas Schwächeren. Sofort merkte ich: Da stimmt was nicht!

Warnblinker an, noch etwas bergab gerollt und dann zum Glück auf der rechten Seite eine Parkbucht gefunden. Auto abgestellt, ausgestiegen, Schaden begutachtet. Beide Reifen auf der Linken Seite hatte es erwischt. Vorne Links war direkt platt und wies einen etwa 10cm langen Riss auf. Das Hinterrad eine dicke Beule und zischte vernehmbar, war aber noch gefüllt. Ich hatte den Stein direkt am Fahrbahnrand zwar noch im Augenwinkel gesehen, aber da war es zu spät. Andererseits: Die Alternative wäre gewesen die Spur zu halten. Und dann würde ich das hier vllt. nicht mehr Schreiben…

Alles ärgern und jammern half nichts. Kofferraum ausräumen und zum Glück ein Notrad gefunden. Dazu lag der Aufsatz für die montierten Felgenschlösser glücklicherweise auch dabei. Warnwesten und Warndreieck suchten wir hingegen vergebens. Wie ich später lernte, sind diese in GB nicht verpflichtend. Zumindest eine Weste kommt auf meine Packliste für den nächsten Trip!

Im leichten Nieselregen dann das Auto aufgebockt und das Vorderrad ausgetauscht. Ein schottisches Pärchen hielt an und fragte ob wir zurechtkommen, was wir bejahten.

Wenig später konnten wir dann den Weg, es war nicht mal mehr eine Meile, fortsetzen und erreichten kurz darauf das B&B Old Manse für die Nacht. Hier wurden wir sehr freundlich empfangen und schilderten kurz die Geschehnisse. Dann konnten wir unser Zimmer beziehen und ich begann damit, mich um Hilfe für das Auto zu kümmern.

Spätestens jetzt war ich froh, dass wir uns noch für das Mobilitäts-Package zu £50 entschieden hatten bei der Mietwagen-Abholung. So konnte ich jetzt sehr entspannt dem was kommt entgegen schauen – zusätzliche Kosten waren nicht zu erwarten.

Was dann begann hatte teils sehr humoristische Elemente und im Nachhinein kann ich auch darüber lachen. Aber in der Situation selbst war es nur noch nervig.

Das erste Gespräch mit der Hotline war schnell erledigt, der Schaden gemeldet und aufgenommen. Da es gerade kurz nach vier war stellte die Dame mir in Aussicht, dass vielleicht sogar noch am gleichen Tag ein Ersatz möglich wäre. Sie wolle das klären und würde sich in spätestens eine Stunde wieder melden. Leider verstrich die Stunde, ohne dass etwas passierte. Gerade als ich noch einmal anrufen wollte klingelte das Handy und ein Mitarbeiter vom Sixt-Mobilitätsteam war am anderen Ende. Er erklärte mir die Lage sei schwierig, da wir nicht so einfach zu erreichen sein. Wie lange ich planen würde wach und erreichbar zu sein. Ich sagte ihm in aller Deutlichkeit, dass ich gerne lange wach bin, wenn dafür die Reifen noch heute repariert würden. Er notierte dies und Versprach ebenfalls einen zeitnahen Rückruf.

Kaum hatte ich das Gespräch beendet, klingelte es schon wieder. Ein anderer Sixt-Mitarbeiter teilte mir diesmal mit, dass sie keine Ersatzreifen im Umkreis verfügbar hätten und somit heute keine Lösung der Situation mehr möglich sei. Spätestens jetzt beschlich mich der Verdacht, dass innerhalb des Mobilitätsteam eine gewisse Kommunikations-Thematik gegeben sei. Bestätigt wurde dies, als ich ihn auf das eben mit seinem Kollegen geführte Gespräch hinwies – von dem er nichts wusste. Mit dem Versprechen das schnell abzuklären und dann zurück zu rufen beendeten wir das Gespräch.

Zwischenzeitlich hatte ich bei Springbank angerufen und vorgewarnt, dass wir unsere für morgen geplante Cadenhead Warehouse Tour eventuell nicht würden wahrnehmen können.

Dann ging es weiter im Sixt-Zirkus. Erneuter Anruf: Wir haben Reifen – aber erst morgen um 11 Uhr. Ob das OK sei? Auf die Frage nach der Alternative kam nur: Wir können weitersuchen, ob wir morgen etwas Anderes finden. Mittlerweile doch leicht genervt wies ich daraufhin, dass dies ja wohl kaum eine Alternative darstelle. Also sagten wir zu, diese Option zu ziehen. Auch wenn das nun bedeutete, dass wir Campeltown von unserer Liste streichen mussten.

Dann gab es erst einmal ein Bier auf den Schreck, Lust auf den Weg ins nahe Hotel mit Pub hatte ich aber nicht mehr. Daher mussten die eigenen Vorräte dran glauben.

Kaum war die Flasche offen klingelt mein Handy. Sixt. Sie würden noch suchen, aber es sähe nicht mehr gut für heute aus. BITTE?!?! Ich bat dann mühsam beherrscht darum, dass sie sich bitte intern einmal abstimmen sollen, da ich keine Lust mehr hatte, diese Aufgabe als Kunde zu übernehmen. Danach war dann Ruhe für den Tag.

Wir ließen dann den Abend bei einem Bier ausklingen und ich legte mich ziemlich erschlagen ins Bett.