08.06.2017 – Tag 10, Somewhere – beyond the sea

Den Tag begannen wir sehr entspannt. Bei Tee und Kaffee erst einmal versucht uns mit den vorhandenen elektrischen Geräten mehr vertraut zu machen. Irgendwann verstanden wir dann, dass es zwar TV gibt, aber nur on-demand und nicht live. Da wurde dann auch kurz darauf so von unserer Vermieterin bestätigt.

Ich flitzte dann einmal über die Straße ins Celtic House um mein Monopoly – Islay Edition zu besorgen. Außerdem war es mal wieder an der Zeit, die Bargeld-Reserven aufzustocken.

Zum Lunch und als Grundlage für den weiteren Tag gab es dann die bekannten Sandwiches aus dem Co-op nebenan. So vertrödelten wir den Tag bis es Zeit war, den weiten Weg zur Bowmore Brennerei anzutreten.

Nachdem wir die 100 Schritte gerade so überstanden hatten meldeten wir uns an der Kasse und bezahlten die vorgebuchte Craftman’s Tour. Nach ein paar schnellen Schnappschüssen im Außenbereich beschlossen wir dann, die restliche Wartezeit wie angeboten im Bar Room zu verbringen. Mit uns warteten noch zwei Schotten und ein Aisate darauf, dass es los ging.

 

Hier wurden wir bald darauf von der äußerst charmanten Catriona abgeholt und zu einer tollen Tour mitgenommen. Wenngleich sich natürlich bei solchen Touren vieles Wiederholt, so waren doch wieder neue Erlebnisse gegeben. In einem Kiln zu stehen, bis über die Knöchel in der Gerste einsinkend und die Restwärme des vor kurzem abgeschlossenen Darrens zu spüren, den Rauch zu riechen und zu schmecken. Oder dann einmal hinter die Feuerstelle zu kommen und zu sehen, welchen Weg Hitze und Rauch zur Gerste nehmen.

Auch bezüglich der Thematik „Fotografieren“ gab es mal wieder eine neue Variation. Überall erlaubt, im Stillhouse aber bitte kein Blitz.

Und dann kamen wir endlich zum Highlight der Tour, das sagenumwobene No.1 Vaults; das Lagerhaus unter dem Meeresspiegel. Leider war an dem Tag erneut das uns mittlerweile wohl bekannte Wetter (Sonne, blauer Himmel, kaum Wind). Aber Catriona erklärte uns sehr anschaulich, wie es sich hier unten an einem stürmischen Tag anfühlt und -hört.

Doch viel Reden und auch das viele Zuhören macht durstig. Und so gab es nach dem Begrüssungsdram vom Anfang der Tour jetzt wieder etwas zum Probieren. Und ich kann einen weiteren Punkt auf meiner To-Do-Liste abhaken: New Make probieren. Eine sehr spannende Erfahrung die ich unbedingt auch mit anderen Brennereien ausprobieren muss! Alle sprechen immer über den tollen Fasseinfluss etc. – aber ich finde, nur wer das Basisprodukt pur kennt, der kann doch wirklich etwas über die Entwicklung und Charakteristik sagen. Oder?!

Danach gab es dann noch zweimal „Straight from the Cask“, einmal Bourbon (18 Jahre, First Fill) und einmal Sherry (14 Jahre, meine Second Fill). Das in der Atmosphäre des Warehouses. Da hätte ich ewig bleiben können. Mit dem Dram in der Hand um die Fässer laufen. Tolle Fotos machen. Einfach nur die Atmosphäre auf mich wirken lassen.

Doch irgendwann mussten wir dann weiter. Alles Bitten und Betteln half nichts, Catriona wollte uns partout nicht alleine hierlassen. Verstehe ich gar nicht 😀

Sie brachte uns dann noch zurück an die Tasting-Bar und übergab uns dann an eine Kollegin. Und weg war sie – schade, unsere Gruppe hätte sich gerne noch in Ruhe verabschiedet und bedankt. Wir durften dann frei aus dem vorhandenen Sortiment wählen und gingen es strategisch an. Nach kurzer Abstimmung entschied sich Niels für den 25-jährigen, während ich den 23-jährigen aus dem Protfass wählte. So konnten wir untereinander tauschen.

Ab in die bequeme Lümmelecke, wo uns kurz darauf auch die restlichen Teilnehmer der Tour Gesellschaft leisteten. Wir kamen dann schnell mit den beiden Schotten Neil (Angestellter im „Royal Mile Whiskystore“, Edinburgh) und Rav (Arzt und Arzt-Trainer) ins Gespräch. Fachsimpelnd verstrich die Zeit und die Gläser leerten sich. Rav ging dann eine zweite Runde für sich und Neil holen und kam mit einer erstaunlichen Nachricht zurück: Wir hätten wohl eine Flatrate mit der Tour erworben.

So orderten auch wir eine zweite Runde und wählten ob der Empfehlung der zwei den „No. 1 Vault“ und den 11-jährigen Distillery Only. Gerne hätte ich noch einmal die beide aus dem Warehouse gehabt, aber diese sind leider nicht zu erwerben und werden nur im Rahmen der Tour ins Glas eingeschenkt. Ein Self-Bottling wie zum Beispiel bei Balvenie ist somit nicht vorgesehen.

Mittlerweile war es nach 17 Uhr und die Anzeichen, dass es Zeit wäre zu gehen, wurden immer deutlicher. Stühle hochgestellt, Personal putzte erste Bereiche. Nun ja – war ja auch üppig gewesen.

Wir verließen die Brennerei und verabredeten uns dann mit den Beiden auf ein Bier im Pub des Lochside. Dort trafen wir uns wenig später und setzten unsere Gespräche fort. Irgendwann war es dann an der Zeit etwas zu essen. Während Rav und Neil sich für die Peatzeria entschieden, ließen Niels und ich schnell einen Tisch im Lochside fertigmachen.

Nach dem recht flüssigen Tag brauchten wir dringend etwas Festes im Bauch und so gab es diesmal auch eine Vorspeise. Und für mich war meine Vorspeise das absolute Highlight dieser Reise in kulinarischer Sicht. Black Pudding mit gratiniertem Ziegenkäse – zum Niederknien!!!

Nach dem opulenten Mahl dann noch ein Wechsel ins Bowmore Hotel auf einen Abschlusswhisky mit Neil und Rav. Weiteres Fachsimpeln über Whisky im Allgemeinen und die aktuellen Hypes, die Zukunft des von uns allen verehrten Getränkes. Aber auch politisch wurde es dann irgendwann. Nicht das erste Mal auf dieser Reise, dass wir einen sehr intimen und offenen Einblick in die schottische aber auch britische Seele bekamen. Brexit war ein großes Unwort bei allen, die mit uns darüber sprachen.

Nachdem wir dann den Barchef ausreichend ins Laufen gebracht hatten, in dem wir zielgenau die Whiskys orderten, die gut versteckt bzw. in sehr einheitlichen Flaschen abgefüllt worden waren, beendeten wir den Abend. Rückkehr in die Unterkunft und dann noch schnell auf die Couch. Immerhin war heute Wahl in GB gewesen und wir wollten sehen, wie es aktuell stand.

Doch der Tag forderte bald darauf seinen Tribut und so dauerte es nicht mehr lange, bis wir uns in die Waagerechte begaben.