Da war er also nun, der letzte komplette Tag in Irland. Doch Trübsal blasen war keine Option, daher schnell beim Frühstück den Tag geplant: Zimmer räumen, Auto beladen und auf nach Dublin. Hoffen, dass wir früher ins Hotel können oder zumindest Auto und Gepäck loswerden und dann in die Stadt rein. Fotos, Bummeln und was futtern.
Über die wirklich guten und freien Straßen, hatte nach den Schottland-Reisen Schlimmeres erwartet, ging es zügig zurück in die Hauptstadt und was soll ich sagen: Wenn Engel reisen…
Das Hotel hatte trotz Ankunft um 13 Uhr (offizielle Anreise ab 16 Uhr) bereits ein Zimmer für uns. Also schnell bezogen und zuvor noch nach dem besten Weg in die Stadt erkundigt. Lag doch etwas außerhalb in der Peripherie – aber es gab direkt in der Nähe einen Park&Ride Parkplatz.
Dort mussten wir zwar etwas kurven, bis wir einen freien Platz fanden. Aber das Verfolgen eines heimkehrenden Iren lohnte sich. Auf die Frage ob er gleich weg fahre antwortete er kurz “Sure, maybe 5 minutes”.
Wir fuhren dann noch einen Schlenker, damit er sich in Ruhe und ohne Beobachtung umziehen konnte. Was er wohl falsch verstand und dachte, wir würden einen anderen Platz suchen. Jedenfalls winkte er plötzlich intensiv und hektisch, als wir wieder in seine Nähe kamen und deutete mit Nachdruck auf seinen Parkplatz und das er ja gleich weg sei. Wieder einmal: Warum können Menschen in anderen Ländern durchweg so zuvorkommend und freundlich sein – aber bei uns nicht? Wann haben wir diese Entwicklung verpasst?
Egal, back to topic. Auto abgestellt, Fahrkarte und Parkschein am Ticketautomaten erworben und mit der Tram in die Innenstadt getingelt. Perfekte Anbindung! Hotel – Innenstadt alles in allem knappe halbe Stunde. Und keine Parkplatzsuche und Innenstadtverkehr!
An der Station “Four Courts” stiegen wir aus und machten uns erst einmal auf die Suche nach etwas zu essen. Knurrender Magen läuft nicht gerne! Ein kleiner, authentischer Italiener war unsere Rettung und bei Pizza&Pasta planten wir die nächsten Schritte.
Unsere Route führte uns von dort aus durch Temple Bar zum Trinity College. Eine Tour ersparten wir uns im Angesicht der langen Schlangen und Mengen an Touristen. Das Außengelände ist auch schon sehenswert für sich und kostenfrei zu besichtigen. Weiter zum Merrion Square Park mit der Oscar Wilde Statue und dann zum St. Stephen’s Green Park. Dort noch einmal “Leute kucken” auf einer Bank. Spannend, was da so zu sehen war.
Insgesamt war Dublin sehr bunt zu der Zeit, da die Pride Week voll am Laufen war. Regenbogen-Farben wo man nur hinschaute und teils fast skurille Outfits.
Vom Park aus machten wir noch einen Abstecher zum Castle, auch ohne Tour, und kehrten dann zurück nach Temple Bar. Hier waren wir am Anfang nur kurz durchmaschiert und wollten uns das Viertel jetzt in Ruhe anschauen.
Doch waren uns bereits auf dem Weg hierher mehrfach die (gefühlten) Menschenmengen und die latente Agressivität im Umgang miteinander aufgestoßen, so gipfelte das Ganze jetzt hier in dieser Mixtur aus Unmengen an Touristen, gepaart mit Einheimischen und Straßenverkäufern. Kurzum, wir waren genervt und gestresst und flüchteten uns einige Fotos später erst einmal in einen kleinen Laden. Etwas trinken, durchschnaufen, Leute vor dem Fenster vorbeiziehen sehen. Wortlos einigten wir uns: Das reicht, ab ins Hotel.
Nach zwei Tagen im Nationalpark und auch den sehr ruhigen Tagen zuvor überforderte uns Dublin in diesem Moment einfach.
Also, zurück zur Tram, mit dem Auto ins Hotel. Kofferraum ausräumen und alles ins Zimmer verlagern. Der Moment war gekommen: Packen für die Rückreise am nächsten Tag.
Erstaunlicherweise passte alles sehr gut in den Koffer und so blieb sogar noch etwas Zeit, das mitgebrachte Kartenspiel zum Einsatz zu bringen. Danach gab es dann noch etwas TV – MMA war angesagt. Allerdings entzog sich uns weitesgehend warum das “Kampf” hies. In beiden von uns gesehenen Duellen kuschelten die beiden Kontrahenten gefüllt über die kompletten drei Runden miteinander auf dem Boden rum. Na gut, ihnen schien es zu gefallen…
Kurz darauf dann Licht aus. Eine letzte Nacht in Irland. Auf der miesesten Matratze der gesamten Reise, wie uns am nächsten Morgen alle Knochen und Gelenke deutlich mitteilen sollten…