Am Ende wurde es dann wie üblich doch noch etwas hektischer vor der Abreise. Letzte Dinge wollten noch in der jetzt schon zu kleinen Tasche verstaut werden – wie sollte da bloß auf dem Rückweg noch etwas Zusätzliches reinpassen?! Doch irgendwann fiel dann endlich die Tür hinter mir ins Schloss, wurde ordentlich verriegelt und ich schleifte mich mit dem Gepäck zum Bus.
Da aktuell “netterweise” unser Finanzamt saniert wird waren es allerdings einige Meter mehr, die es zu überwinden galt. So kam ich bei bereits früh am Morgen schon recht sommerlichen Temperaturen leicht verschwitzt an der Bushaltestelle an. Dieser lies zum Glück nicht lange auf sich warten und es ging zügig zum Bahnhof, dort in die S-Bahn nach Frankfurt und nach einem weiteren Umstieg dann zum Flughafen.
Pünktlich um neun Uhr betrat ich den Abflugbereich des Terminal Eins und sah an der Gepäckaufgabe bereits meinen Mitfahrer Niels stehen. Kurze Begrüßung und dann ab zu den Check-In-Automaten fürs Gepäck. Endlich die großen Taschen loswerden. Doch diese Rechnung hatten wir ohne die grandiosen Automaten der Lufthansa gemacht….
Während die Tasche von Niels noch recht zügig und problemlos angenommen wurde, kämpfte ich erst einmal damit, die Technik überhaupt zum Laufen zu bringen. Als dies geschafft war gelang es mir tatsächlich irgendwann mein Label auszudrucken, dieses an der Tasche zu befestigen und die Tasche auf ihre Reise in die Innereien des Flughafens zu senden. Dachte ich zumindest! Denn plötzlich stoppte das Förderband um dann direkt meine Tasche wieder zurück zu bringen. Meldung auf dem Display: „Tasche zu groß, bitte am Schalter aufgeben.“ Also gut, Tasche gepackt, wenige Meter weiter in eine kurze Schlange eingereiht – ich war augenscheinlich nicht alleine mit dem Thema 🙂
Die Tasche wurde dann noch einmal komplett neu eingecheckt, verstehe wer will, warum das so ist. Aber dann waren wir endlich befreit und begaben uns auf die Suche nach unserem Gate. Nach der ein oder anderen Fehlweisung durch das Personal, die uns erst an eine gesperrte Security und danach in den Shop-Bereich anstatt zur alternativen Security schickten, war das Scan-Prozedere relativ schnell erledigt. Es wäre etwas schneller gegangen, wenn wir das dortige Personal in ihren permanenten Privatgesprächen gestört hätten, aber das wäre ja sicher unhöflich gewesen 🙂
Mit viel Zeit bis zum Abflug erreichten wir den Eingangsbereich zu unserem Gate und machten es uns erst einmal auf der Bank bequem. Jetzt hieß es warten, warten, warten…
Boarding dann überpünktlich, Treppe runter in den Bus, kleine Rundfahrt über den Flughafen und rein in den Flieger. Nach einem weiteren Bus einige Minuten später waren dann alle an Bord, die Maschine sehr gut ausgelastet und mit kleiner Verspätung ging es endlich los auf den Weg nach Schottland.
90 ruhige Minuten später, draußen war den ganzen Flug über außer Wolken nichts zu sehen gewesen, Landung in Edinburgh. Kurzer Fußmarsch zur Passkontrolle, ich durfte danach die gleichen Fragen direkt nochmal bei der netten Dame von der Polizei beantworten, die in zweiter Reihe saß, auf zum Gepäckband. Dort kreiselte bereits die ersten Taschen, darunter auch meine. Auf Niels mussten wir etwas warten, aber hey, Urlaub!!!
Mit dem gesamten Gepäck ging es dann raus aus dem Flughafen, dabei noch Geld abgehoben. Und hierbei ist sehr darauf zu achten, was der Automat einem anzeigt! So kosteten mich meine ersten Pfund 1,26€ statt der in den nächsten Tagen üblichen 1,15€, da der Automat „extra für mich“ schon in Euro umrechnete um mir die Umtauschgebühren zu sparen. Die ich aber dank meiner DKB-Kreditkarte eh nicht hätte. Na ja, Lektion gelernt!
Nach einem kleinen Fußmarsch dann Ankunft bei Sixt, etwas Warten und dann das Auto entgegennehmen. Zuerst wurde uns ein Mercedes angeboten, leider merkte die Dame dann, dass sie doch noch etwas Kleineres im Fundus hat, und so fiel das Upgrade etwas schmaler aus. Sie überzeugte uns dann noch zusätzliche zu den im ADAC-Tarif enthaltenen Versicherungen das Mobilitäts-Paket abzuschließen, welches sämtliche Abschleppkosten u.ä. beinhaltet. Da es knapp £50 waren, entschieden wir uns zur Buchung. Papierkram noch eben erledigt und dann nix wie raus und ab zum Auto. Natürlich wieder ein Franzose, diesmal aber immerhin schon eingefahren.
Auto beladen, zum Glück waren wir nur zu zweit, und dann begann das Abenteuer Linksverkehr. Doch bereits nach wenigen Meilen und einigen Roundabouts lief es sehr gut und fühlte sich kaum noch ungewohnt an. So fuhren wir bei Anfangs blauem Himmel über die M90 Richtung Norden, immer entlang der Ostküste. Die Landschaft in uns aufsaugend, entspannt dahin rollend realisierten wir langsam: „Wir sind da!“
Am Dunnotar Castle legten wir dann eine kurze Pause ein, um das ein oder andere Foto zu knipsen und uns die Beine zu vertreten. Da der Wettergott just jetzt meinte uns die eher nasse Seite seines Könnens präsentieren zu müssen ging es aber recht zügig weiter nach Aberdeen. Dort eine kleine, unfreiwillige Runde durch die Stadt, da wir vergessen hatten, das Navi anzupassen. Bei Abfahrt am Flughafen hatten wir Aberdeen als Zwischenziel angegeben, damit wir die Route entlang der Ostküste fahren und nicht quer durchs Land in die Speyside – dadurch leitete uns die nette Dame allerdings in den Stadtkern. Na ja, so konnte ich direkt weiter an meinen Skills im Linksverkehr arbeiten 🙂
Irgendwann waren wir dann zum Glück wieder raus aus den kleinen Straßen und konnten das letzte Wegstück des Tages in Angriff nehmen. Bei sehr geringem Verkehr erreichten wir dann um 17.30 Uhr Ortszeit unsere Unterkunft, das Cardhu Country House in der Speyside. Bereits 2015 waren wir hier abgestiegen und damals so begeistert gewesen, dass wir einfach wieder buchen mussten. Dave, der Besitzer, empfing uns sehr freundlich und schnell konnten wir die Zimmer beziehen. Viel Zeit zum Einrichten hatten wir aber nicht, da wir am Abend noch zum Essen verabredet waren. Also nur grob die Sachen ins Zimmer geräumt, kurz frisch gemacht und dann ab nach Aberlour.
Ich übergab die Schlüssel an Niels, jetzt durfte er mal zeigen, was er am Steuer kann. Nach der anfänglichen Eingewöhnungsphase, die am ehesten den Beifahrer belastet, wenn er den Baum auf sich zukommen sieht, kamen wir gut durch und stoppten wenige Minuten später direkt vor dem Mash Tun; unserem Lokal für den Abend. Bevor es jedoch ganz gemütlich wurde noch schnell zum örtlichen Supermarkt und ein paar Getränke und etwas zum Knabbern besorgt. Hier die erste Überraschung: Im Gegensatz zu 2015 gab es tatsächlich Whisky, der zum gleichen bzw. sogar günstigeren Preis angeboten wurde. Da konnten wir natürlich nicht nein sagen, zumal wir eine Flasche für die Tour brauchten und der Duty Free in Frankfurt diesbezüglich nur zum Lachen verleitet hatte.
Einkauf erledigt, im Auto verräumt – durchschnaufen. Dann Thomas und seine Frau informiert, dass wir jetzt da sind und uns an die vorbeifließende Spey begeben. Wenig später kam die zwei und ich nahm das vorab versendete Bier entgegen. Da sie mit dem Auto von Deutschland angereist waren, hatten sie netterweise eine kleine Kiste deutscher Craft-Biere für mich transportiert, die ich als Mitbringsel angedacht hatte.
Wir enterten den Mash Tun, bekamen den gleichen Tisch wie vor zwei Jahren und ein entspannter Abend begann. Viele tolle Anekdoten wurden ausgetauscht und natürlich kräftig auf den Ehrentag von Thomas und seiner Frau angestoßen. Auf den Tag genau 25 Jahre verheiratet – danke, dass wir eure Festgemeinde sein durften!
Mit vollen Bäuchen und müde geredet endete der gemeinsame Abend dann gegen 21.30 Uhr. Die beiden hatten nur noch einen kurzen Fußmarsch zum Hotel und wir, besser Niels, fuhren zurück ins CCH. Dort dann noch ein Absackerbier und -Whisky und grobe Planung des folgenden Tages: Frühstück und dann schauen. Irritiert durch die Helligkeit draußen stellte ich dann bei einem Blick auf die Uhr fest, dass es bereits kurz vor Mitternacht ist (Sonne ging gerade unter) und so beendeten wir diesen ersten Tag kurz darauf. Lang war er, bereits Erlebnisreich ebenfalls. Aber wir sind endlich, ENDLICH angekommen. Und es liegen noch viele tolle Tage vor uns.
Mit diesem Gedanken im Kopf lies es sich kurz darauf sehr gut einschlafen!